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Mittwoch, 30. Juni 2010

Sommernachtswachtraum

Nachts funktioniert mein innerer Zeitmesser unfassbar präzise! Ich verschätze mich selten um mehr als drei Minuten.
Nachts kann ich klarer denken.
Nachts hab ich die besten Ideen.

Seltsamerweiser verlagert sich die Phase meiner höchsten Kreativität immer weiter nach
hinten, bis in den frühen Morgen hinein.

Ich hab schon diverse Nachteulen-Foren durchgestöbert, aber ich würde auch gerne mal
wissen, wie es den Nachteulen in meinem eigenen Umfeld so ergeht.

Fühlt euch frei zu kommentieren...

Samstag, 19. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil15

Frederics Speaker klangen etwas anders, etwas böser.. Bose sozusagen. Sie hatten gerade die Autbahn verlassen und bogen nun in eine Reihenhaussiedlung ein. Der Walfisch am Haken hinter ihm zappelte gelegentlich mit den Armen, möglicherweise um anzudeuten, dass die 110Km/h auf der Bahn für ein solches Gespann dann doch etwas flott waren. Seine Beifahrerin hatte zwar ein paar mal leicht besorgt über die Schulter geschaut, dann aber gelacht. Der Junge auf der Rückbank genoß die Fahrt ganz offensichtlich und wippte im Takt der Bässe. 3AM - Eternal, Drei Uhr morgens, für immer! KLF kam im Auto sogar noch geiler. Drei Uhr morgens... Vor kurzem war das noch Frederics beste Jagdzeit gewesen. Wenn alle anderen sich ihre Füße bereits plattgetanzt hatten , oder besoffen in der Gegend herumtorkelten war für ihn große Erntezeit. Oft war er der einzig nüchterne in der ganzen Disko und bot dann ritterliche Fahrdienste an. Jetzt war es gerade einmal 18Uhr und alle Anwesenden waren nüchtern, vielleicht abgesehen von Werner. und das half wenig.Das hier war ein Level höher und mußte auch nicht zwangsläufig zum Erfolg führen. Es war beinahe eine Herausforderung. Aber eben nur beinahe. Frederic hatte das Trio, das er nun chauffierte instinktiv richtig gedeutet . Die Dicke hieß Marie und war die Mutter des Jungen, der heute Geburtstag hatte. Und die Hübsche war die scharfe Tante des Kleinen und hieß Sabine. Die weitere Vorgehensweise ergab sich völlig logisch.
Auf Werners Hof parkte ein teilzerlegter Porsche 924 unter dem zwei haarige Beine hervorlugten. Der Junge war natürlich sofort begeistert - vom Porsche, nicht von den Beinen - Es war klar, dass er seine Mutter nun dazu nötigen würde eine Weile zuschauen zu dürfen. "Darf ich?"
Die Dicke nickte entnervt, die Fahrt hatte sie mürbe gemacht und gegen einen Geburtstagswunsch konnte sie sowieso nichts machen. Werner war unter dem Hausfrauenporsche hervorgekrochen und wischte sich die verschmierten Hände an einem Lappen ab. Er rollte mit den Augen als er Frederic erblickte. "Immer mit die Weibers hier!", flüsterbrüllte er in seine Richtung und griff seine Hand. Frederic lachte. "Tach Werner. Dat sin`Bekannte von mir. Den Opel hat`s zerlecht, kannse ja ma angucken, wa?"
"Wat gibbet denn?", wollte Werner wissen und schielte auf das knappe Höschen der Hübschen.
"Nen Kasten Bier, dachte ich?", meinte Frederic.
"Nee, dat passt schon, gucken wa späta. Ich mein, wat hatta?"
"Schlauch ab oder sowat.", Fredric hob bedeutungsvoll die Brauen.
"Ach so, ne. Schlauch ab! Dat ist übel!", Werner nickte verständnisvoll, "Da kommse am besten in zwo, drei Stunden widda."
Der Junge quängelte und die Mutter gab schließlich nach. "Klar kann de Ullige mithelfen! komm ma her.. ich zeich dich dat..."
Fredric deutete auf seine Uhr. "Magst du auch solange hierbleiben? Ich müßte nochmal kurz nachhause, danach könnte man sich ja einen Eiskaffee oder sowas genehmigen?"
Sabine war nicht vollkommen dämlich, hatte ihn natürlich längst durchschaut. Aber da es ein wirklich verdammt heißer Tag war und weil er sich mit der Nummer so viel Mühe gegeben hatte... Außerdem sah dieser Kerl verdammt lecker aus.
"Ach verdammt! Fahren wir!", resignierte sie und fing sich einen verwirrten Blick ihrer Schwester ein. "Eiskaffe klingt gut!"
Die Dicke unterdrückte ein neidvolles Schnauben. Eiskaffee klang wirklich gut!

Donnerstag, 17. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil14

Fatcat (16:32):
Was zum Geier ist ein Arschleder??!

"Damit schützten die Bergleute damals ihren Hosenboden vor Nässe und Kälte.Eine Art dreieckiges Ledertuch, das hintenrum am Gürtel getragen wurde.", Oma Cohen wickelte eine weitere Rolle Mull um Caspars geschundenes Haupt. "Und es schützte empfindliche Stellen bei Stürzen... Sowas könntest du auch ganz gut gebrauchen." Caspar war immer noch benommen. "Wahrscheinlich hast du eine leichte Gehirnerschütterung... Keine Sorge, das geht alleine wieder weg."
"Ich bin erschüttert...", murmelte Caspar.
Oma lächelte. "Ein unvorhersehbarer Zufallsimpuls. Wahnsinnig schwer nachzustellen, hab ich mir sagen lassen."
Caspar wußte, dass Oma Cohen in ihrem Leben mehr als einen Beruf ausgeübt hatte und es war auch nicht das erste Mal, dass sie ihn verarztete. Dennoch wunderte er sich ein wenig über die Sorgfalt mit der die alte Dame ihn nun behandelte.
"Nach dem Krieg war hier alles britsche Besatzungszone. Gar nicht weit weg gab es ein improvisiertes Militärkrankenhaus, dort habe ich einige Monate als Krankenschwester gearbeitet.",erzählte sie nun, als ob sie seinen Gedanken erraten hätte. "Dort habe ich dann auch meinen Mann kennengelernt."
Nach dem Krieg... Caspar fiel sein Bunker ein und er überlegte, ob er Oma Cohen darauf ansprechen sollte. Damit wäre sein neues Versteck bereits kein Geheimnis mehr. Caspar tat sich mit Geheimnissen schwer. -Dieses eine Mal behalte ich etwas für mich!- , dachte er und glaubte es auch fast. Oma war in die Küche verschwunden und erledigte dort Küchendinge. Caspar saß zurückgelehnt in dem schweren Ledersessel und starrte ins Leere. Irendetwas blendete ihn aus der Ecke des Zimmers. Er kniff die Augen zusammen und erkannte eine hübsche silberne Taschenuhr. Oma Cohen hatte sie auf ein blaues Samtkissen gebettet, welches auf einem kleinem Podest ruhte. Es war ein erstaunlich exponierter Ausstellungsplatz für dieses schöne Stück. Die meisten Uhren im Zimmer waren, unabhängig von ihrem Wert, an beliebige Standorte verteilt. Natürlich hatte Oma Cohen auch ihre Lieblingsstücke und bewarte diese wie einen Zarenschatz in einer kleinen Vitrine. Außerdem hatte sie eine Wand für Uhren reserviert, denen sie einen besonderen Erinnerungswert zumaß. Diese Wand war nicht annährend so vollgestopft wie die anderen, was die seltsame Zusammenstellung der dort hängenden Stücke nur noch deutlicher erscheinen ließ.
Caspar betrachtete die funkelnde Taschenuhr. Er hatte keine Ahnung von antiken Uhren, auch ließen ihn die heutigen Zeitmesser völlig kalt. Seit seinem 15. Lebensjahr hatte Caspar keine Armbanduhr mehr getragen. Und auch wenn es seine Mitmenschen nicht selten in den Wahnsinn trieb, er hatte sie nie als nötig empfunden. Ideen kümmerten sich nicht um Uhrzeiten, ebensowenig wie Kraft oder Motivation. Wer auch immer seinen Tag in winzigste Bruchtücke zerteilt sehen wollte, sollte das seinetwegen auch so tun. Seinen Tag, eher noch seine Nacht, genoß Caspar am Stück, nicht in Scheiben. Doch dieses Ding... war wirklich schön. Es strahlte... Erhabenheit aus, wenn ein Gegenstand so etwas konnte. Oma Cohen brachte ihm ein weiteres Glas Wasser, folgte seinem Blick und schmunzelte.
"Hübsch, nicht wahr?", fragte sie wie beiläufig.
"Wunderschön!", Caspar war verwirrt, mehr als gewöhnlich. "Ich hab diese Uhr bisher noch nie hier gesehen... Ist sie neu? Woher haben sie sie?"
"Du machst auch nie deine Augen wirklich auf! Als Künstler solltest du doch einen wachen Blick haben! Schönheit rings um dich her... und du kriechst in finsteren Kellern herum!", Oma wirkte nicht streng sondern amüsiert.
Caspar verstand kein Wort. "Ähm..? Diese Uhr liegt also.. äh?"
"...seit etwa zwei Stunden an diesem Ort.", gab Oma Cohen bekannt.
"War ich denn so lange da unten?", Caspar ging auf, dass er in einem Zimmer voller Uhren saß und keine Ahnung hatte wie spät es war. Er hatte sich bis jetzt einfach nicht dafür interessiert.
"Fast fünf Stunden warst du weg. Ich hab gedacht, du wärst zwischendurch rausgegangen.", meinte Oma.
-Das heißt, sie hat diese Taschenuhr dorthin gelegt, als ich im Keller war-, überlegte Caspar, -Was soll denn dann diese Orakelei um Schönheit?-
Oma Cohen setzte sich ihm gegenüber auf das schmale alte Sofa und goß sich selbst ein Glas Mineralwasser ein. "Diese Hitze...", seufzte sie und fechelte sich mit der Tageszeitung etwas Luft zu. "Sie erinnert mich an Südafrika! Nur ist es hier gottseidank nicht so feucht. Und Moskitos gibt es hier auch keine."
"Sie waren schon einmal dort?", Caspar hatte seit seiner Kindheit eine seltsame Sehnsucht nach diesem Kontinent gefühlt. Er konnte nicht einmal genau sagen warum.
"Das ist jetzt etwa 6 jahre her...1986, kurz bevor du hier eingezogen bist.",antwortete Oma und schaute in ihr Wasserglas, als ob irgendwo darin ihre Erinnerungen schwammen.
"86!...Da war Paul Simon in Südafrika und hat dort Graceland aufgenommen!", Caspar hatte sich vorgebeugt.
"Er war großartig! Das ganze Konzert war großartig!", Oma schaute noch immer mit verschwommenen Blick in ihr Glas.
"Sie verar... Sie nehmen mich doch auf den Arm! Sie waren dort! Sie haben Paul Simon live gesehen?", Caspar war perplex. Er hatte die alte Dame nie auf ihren Musikgeschmack angesprochen, warum auch? DasRadio in der Küche lief beinahe den ganzen Tag und ihr schien die Senderwahl fast vollständig egal zu sein. Sie schien bei jedem Lied gleich vergnügt.
Oma war aufgestanden und lächelnd zum Plattenschrank gegangen.Sie stöberte ein wenig, zog dann eine säuberlich in Folie gehüllte LP hervor und reichte sie Caspar. -Graceland-
Mit der Andacht, die einer Reliquie würdig war nahm Caspar den Schatz entgegen. Die Platte war handsigniert, darüber hinaus mit persönlicher Widmung. "Jambo my dear! You could have been my Mrs Robinson! Truly yours - Paul", Caspar klappte der Kiefer herunter.
Oma kraulte sich etwas verlegen den Nacken und schaute zur Decke. "Das war damals in den 60ern. Gra`m und ich haben damals in London gewohnt. Wir hatten dort auch ein Haus."
Oma kramte in einer Zigarrenschachtel voller Fotos und reichte schließlich eine vergilbte Aufnahme an Caspar. Ein hübsches Paar mit iritierenden Frisuren stand lachend vor einem heruntergekommenen Stadthaus. Sie deutete mit ausladender Geste auf einen Plattenladen im Erdgeschoss. "Clocks&Tunes" stand in bunten Buchstaben über dem Schaufenster.
"122 Berwick Street, da war vielleicht was los!", Oma lächelte. "Mein Plattenladen hat sich gerade lang genug gehalten um Paul zu einer Signierstunde einzuladen. Mit Art war er damals ja ziemlich verkracht. Der wollte natürlich nicht kommen. Nu, Paul hatte wohl ein Auge auf mich geworfen. Ich hab ihm ja gesagt, dass ich verheiratet bin... Und er hat Gra`m auch kennengelernt später. Das waren halt die 60er. Paul war dann bald auch schon mit Peggy verheiratet. Ich komm nicht mehr auf ihren Nachnamen, Hopper oder Harmer oder sowas." Oma grübelte. "Harper!", meinte sie schließlich "Peggy Harper hieß sie... Nun, auf jeden Fall hab ich Paul zu dieser Zeit kennengelernt. Und als ich dann, Jahre später in Südafrika war, hab ich die Gelegenheit natürlich genutzt und ihn nach dem Konzert besucht." Sie stand nun wieder am Plattenschrank und zog einweiteres Album heraus. "Wednesday Morning, 3 A.M. Simon and Garfunckel... Nu, diese alte Widmung werde ich dich mal besser nicht lesen lassen. Wir könnten ein wenig in 'Graceland' hineinhören, oder? Oder sind deine Kopfschmerzen zu arg dafür?"
Alles ist besser als das Steigerlied, dachte Caspar. Und Paul Simon war sogar deutlich besser!
"Nein, gerne!", er lehnte sich wieder zurück. Oma war sichtlich erfreut und klappte ihre alte, aber gut gepflegte Musiktruhe auf. Einen kurzen Moment später knisterte heißgeliebtes Vinyl durch holzgefaßte Lautsprecher.

Mittwoch, 16. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil13

"Das kann doch jetzt bitte nicht ihr Ernst sein?!?", die schmächtige Verkäuferin wirkte verzweifelt. Dave schob den ersten Wagen vor sich her und zog Nr.2 nach. Beide waren bis zur Kante mit Bierflaschen gefüllt, verschiedenen Bierflaschen! Hinter ihm wuchs die Schlange bereits bis an das Ende des Marktes. Ein alter Standventilator verteilte die Hitze gleichmäßig in der gesamten Halle.
"Sie könnten auch zwei oder drei..zehn.. Kästen mitnehmen...", schlug die Verkäuferin vor "Da geb ich ihnen dann auch einen schönen Rabbat drauf!"
"Ähm.. leider.. Das wäre kontraproduktiv... aber vielen Dank für das Angebot", Dave spürte die Blicke der anderen Kunden im Nacken, es wurden bereits erste Verwünschungen ausgesprochen. "Kotraproduktiv...", wiederholte die Verkäuferin tonlos, "Das will ja keiner!" Etwa sieben Minuten später war die halbe Belegschaft des Getränkemartes damit beschäftigt Daves Einkauf abzurechnen. Die übrige Kundschaft führte man nun an einer improvosierten Kasse am Geschehen vorbei. Dave lernte eine Menge unfreundlicher Begriffe in mindestens vier verschiedenen Sprachen. Die türkischen klangen noch am nettesten. Als am Ende der Bon ausgedruckt wurde und Dave 143,55DM auf den Pfennig genau bezahlte klatschte das Personal Beifall. Dave verließ den Getränkekemarkt mit hochrotem Kopf und stand auf dem Parkplatz drei weiteren Problemen gegenüber. Zwei davon lehten an seinem Wagen und grinsten breit, als sie ihn auf sich zukommen sahen. Blanker Lebenserhaltungstrieb lenkte Daves Zunge:
"Darf ich die Herren vielleicht auf ein Getränk einladen.. oder auch zwei?", er deutete auf die beiden Wagen. "Bedienen sie sich!"
Glücklicherweise war es wirklich ein sehr heißer Tag und die beiden stämmigen Blaumänner vor ihm waren bestenfalls auf Erschrecken ausgewesen. Der größere von beiden zuckte mit den Schultern, lachte kurz und griff in den Korb, um wahllos vier oder fünf Flaschen herauszufischen. Sein Kollege prüfte den Inhalt der Körbe mit Kennerblick und wählte dann zwei Flaschen Starkbier und ein exotisches Hefeweizen. Ohne, dass ein weiteres Wort gewechselt wurde zogen seine beiden Wegelagerer ab und ließen Dave mit seinem dritten Problem zurück. "Es kommt nur auf die richtige Stapeltechnik an.", dachte er. "Wenn 20 Menschen in einen Ford Escort passen, dann werden doch wohl erst recht 200 Flaschen in einen Fiat hineingehen!" Ca. fünfzig Flaschen später kippte sein Optimismus in eine üble Ahnung um. Mit der Kraft der Verzweiflung und unter Aufbringung all seiner kombinatorischen Fähigkeiten brachte Dave schließlich tatsächlich beinahe alle Flaschen im Fahrzeug unter. Tetris sei Dank! Er sicherte die Ladung mit einer Decke und ging noch einmal in den Getränkemarkt, wo er mit einem entsetzen Blick empfangen wurde. Es war bereits eine halbe Stunde seit seinem Einkauf vergangen.
"Nicht wahr!!! Das darf nicht wahr sein!", die Kassiererin war am Ende ihrer Geduld.
"Keine Sorge.. bitte!", rief Dave rasch. "Ich bräuchte nur noch eine Tüte bitte."
Wortlos griff die Verkäuferin unter die Ablage der Kasse und warf Dave eine Rolle Plastiktüten zu, vielleicht etwas fester als es nötig gewesen wäre.

Dienstag, 15. Juni 2010

Caspar David Frederic - Werbepause1 - Das Loriot-Esel-Spiel

Siemel ‎(15:47):
Lies mal meine Story weiter bidde
Fatcat ‎(15:49):
Alter ich hab grad nur Zahlen und Methoden im Kopf...die Geschichte wird bei mir das Faß zum überlaufen bringen...dann machts pufffff
Siemel ‎(15:49):
neee.. das ist entspannend!
Noch ist das nicht zu kompliziert!
Fatcat ‎(15:49):
Ja für dich! Weil du dann endlich mal den ganzen Nonsense aus deinem Kopf rauslassen kannst
Siemel ‎(15:50):
Ach ich wünschte dafür gäb`s wirklich ne Methode...
Fatcat ‎(15:51):
let it raaaiin ohh let it raiain
Siemel ‎(15:51):
Hmm??
Phil?
Collins?
Fatcat ‎(15:51):
nein
Siemel ‎(15:51):
Collin`s Phil?
Fatcat ‎(15:52):
die Methode....lass es fließen

Siemel ‎(15:52):
Ach was?
Du meinst FLOW!
Daher auch: Den FLOW haben.. In den FLOW kommen und so
Fatcat ‎(15:55):
hehe
Siemel ‎(15:55):
Ich schreib jetzt noch ein Stündchen
Siemel ‎(15:56):
Kannst aber zwischquatschen
Fatcat ‎(15:56):
oh danke der Herr
Siemel ‎(15:56):
Mööönsch.. Du weißt was ich meine!
Fatcat ‎(15:57):
jajaa....nein neiiiin....Taubtrüber Ginst am Musenhain!
Siemel ‎(15:58):
*lach*
Fatcat ‎(15:58):
Der Hund liegt heute wieder sehr ungünstig
Fatcat ‎(15:59):
Schmier doch ma das Kind ein
Schau mal Mutti ein Esel!
Siemel ‎(15:59):
Schau mal Mutti... ein Esel!
Fatcat ‎(15:59):
hehe
Ich muss jetzt ins Wasser!
Siemel ‎(15:59):
Der Esel hängt schief!
Siemel ‎(16:00):
Der Esel bleibt draußen!
Fatcat ‎(16:00):
Hehe nächstes Level
Is das hier Esel 107?!
Siemel ‎(16:00):
*lach*
Fatcat ‎(16:01):
Mein Name ist Esel. Dr. Esel!
Siemel ‎(16:02):
Mein Name ist Esel! Ich kaufe hier ein!
Gehörst du zum Esel? -Nein!- Schwein gehabt!
Fatcat ‎(16:03):
Herr Dr Sommer...mit welcher Methode haben sie dem Esel sprechen beigebracht und wie lange hat es gedauert? pfllll
Siemel ‎(16:03):
Huar!
Fatcat ‎(16:03):
Wir nehmen das "Eselgrau"...
Siemel ‎(16:03):
Und was ist das? Das sind weiße Esel! - Ach! DAS sind weiße Esel! Ich dachte immer, das wäre nur so ein geflügeltes Wort... - Das ist mir neu!
Fatcat ‎(16:03): ;o)

Siemel ‎(16:04):
Hier? Auf dem Auslege-Esel?
Fatcat ‎(16:04):
Wie findest du meinen Esel? Welchen? Den den ich anhabe!

Siemel ‎(16:04):
*lach*
Au Mann!
Fatcat ‎(16:05):
Dann hab ich das Eseldiplom...da hat man was Eigenes wenn die Kinder mal ausm Haus sind
Siemel ‎(16:05):
GEIL!
Fatcat ‎(16:05):
Es tut mir Leid, aber wir haben leider nur noch einen Eselzipfel!!!
Siemel ‎(16:06):
*weglach*
Fatcat ‎(16:06):
wie geil das macht Spaß
Siemel ‎(16:06):
Schmeckt`s? -Ja- Und der Esel? -Frisch.. ganz frisch!
Fatcat ‎(16:06):
Das Loriot - Esel-Woogle-Spiel

Siemel ‎(16:07):
Woogle...?
Fatcat ‎(16:07):
Englischunterricht...Lückentext
Siemel ‎(16:07):
Ah!
Hübsch!
Donkey-Woogle
Fatcat ‎(16:08):
Was ist denn das? Das ist ein Geschenk von Frau Esel Pannislowski....Schau mal Opa der schöne Esel!
Siemel ‎(16:08):
LACH
Fatcat ‎(16:08):
Alter... ich les gleich mal weiter.
Siemel ‎(16:08):
Jau

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil12

Bei ALDI gab es erwartungsgemäß nur wenig verschiedene Biersorten. Dave packte jeweils sechs Flaschen in den Wagen und rollte weiter zur Kühltruhe, wo er mit kundigem Blick das Grillgut begutachtete. Knapp zwanzig Minuten später ächzte sein winziger Fiat unter der Last von acht vollgepackten Tüten nebst Holzkohle. Niemand sollte am Wochenende hungrig nach Hause gehen. Für Mae hatte er zuvor eine erlesene Auswahl an Grillkäse, Tofu- und Sojawürstchen besorgt, außerdem Champignons, Paprika und Maiskolben. Sein Plan sah vor, sie direkt nach ihrem Lieblingsgrillgut zu fragen, um dieses dann wie zufällig aus einem bereitgestelltem Korb zu ziehen. Er war sich sicher in etwa 90 bis 95% aller möglichen Auswahlen abgedeckt zu haben. Eine gute Quote... aber ein Restrisiko blieb immer. David kurvte durchs Gewerbegebiet und parkte dicht vor dem Getränkemarkt. Dort kurbelte er das Fenster ganz nach unten und ging noch einmal die Liste durch. Es war vor allem wichtig ein System zu haben. Am Samstag würden etwa zwanzig Leute da sein, soweit er das bis jetzt überblicken konnte. Und die meisten davon hatten bestimmt mächtig Durst. Dave knöpfte sich den obersten Hemdknopf auf, schlug die Ärmel ein und stieg aus dem Auto. Das Bier-Eldorado lag vor ihm und wartete nur darauf, dass er seinen Claim absteckte.

Oma Cohen blickte erschrocken auf den Boden, hob die bunte Holzuhr auf und hängte sie vorsichtig zurück an den Haken - Nicht ohne vorher dessen Festigkeit zu prüfen. Dann wühlte sie hastig in einer Küchenschublade und kramte eine Taschenlampe hervor. In dem verflixten Ding waren keine Batterien! Oma sprintete Richtung Keller, dann mußte es halt so gehen! Hinter der Kellertür hörte sie ein Husten. Sie öffnete rasch und auf den Stufen vor ihr kniete Caspar, vor sich eine recht unapetitliche Lache. "Frau Cohen?", fragte er blinzelnd, "Was ist ein Arschleder?"

Sonntag, 13. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil11

Frederic blickte zufrieden über das blauweiße Fahnenmeer um ihn herum. 70.000 Zuschauer und deutlich mehr als die Hälfte davon bejubelte nun das 1:0 gegen Dortmund. Zwei Minuten waren noch zu spielen und so wie es aussah würde sich nicht mehr viel tun. Gut gelaunt bahnte sich Frederic seinen Weg zur Presselounge. Einen Aufhänger für den Artikel hatte er auch schon im Kopf. Heute war der 15. August und die erste Zeile würde lauten: "Alles andere als 0815 spielten die Knappen am 15.08!", so in etwa. Überschrift: "Sehenswertes Lokalderby!" Die Pressekonferenz war angenehm kurz, die anschließende Currywurst ausgesprochen schmackhaft. Fussball blauweiß, Pommes rotweiß - so war das Leben ok! Wie immer nach einem Ruhrpotttduell leerte sich der Parkplatz nur sehr langsam und Frederic verweilte noch ein wenig an sein schneeweißes Golf-Cabrio gelehnt in der Sonne. Er drehte das Autoradio noch ein wenig lauter und zündete sich eine Zigarette an. "...Was sind das bloß für Menschen die Beziehungen haben? Betrachten die sich denn als Staaten? Die verführen sich nicht! Die entführen sich höchstens...die enden wie Diplomaten." , Heinz Rudolf Kunze hatte es erfasst! Eigentlich ganz geil das Lied, schöner Hook, geht ins Ohr. Heinz Rudolf... David Alexander... Jan-Kevin, Doppelnamen waren anscheinend immer populär. Frederic bließ eine Rauchwolke durch die heiße Luft, zog die Sonnenbrille ab und steckte sie sich ins Haar. Ein paar Meter entfernt nur mündeten zwei traumhafte Gazellenbeine in einem prächtigen Knackarsch. Darüber wackelte bedrohlich die Motorhaube eines gebrechlichen Asconas. Öliger Rauch quoll aus dem Motorraum. Der Anblick erinnerte an einen zahnlosen Drachen bei einem Jungfrauen-Snack. Hmm...das galt es doch mal näher zu betrachten. Frederic schnappte sich eine Flasche Mineralwasser aus seiner Kühlbox und ging auf das Wrack zu. Zickiges Gefluche klang gedämpft durch den Rauch. Ein vielleicht zwölf Jahre alter Junge in voller blauweißer Fanmontur stand neben der geöffneten Fahrertür und gab einer vollkommen entnervten, dicklichen Frau am Steuer gute Tipps.
"Braucht ihr Hilfe? Sieht aus, als ob die Karre völlig überhitzt wäre.", Frederic deutete auf die Wasserflasche.
"Ach was?! Hammer-Diagnose...", ein verschmiertes, aber durchaus hübsches Gesicht tauchte unter der Haube auf. Die Schalker Kriegsbemalung hatte einige Zusatzstreifen in schwarzbraun erhalten. "Mit Wasser hab ich`s auch schon probiert. Da scheint ein Schlauch oder sowas lose zu sein. Scheiße!", fluchte die bunte Schönheit.
Die Dicke hatte sich aus dem Sitz gepellt und lugte nun von gegenüber unter der Haube durch. "Wer is`n das? Hallo? Ham sie ne Ahnung von Autos?"
"Darf ich mal?", Frederic beugte sich routiniert über den Motor, rüttelte an verschiedenen Dingen und prüfte die Leitungen. "Ja.. dachte ich mir! Da ist ein Schlauch oder sowas lose!", er grinste. Die beiden Frauen wechselten genervte Blicke.
"Läßt er sich denn überhaupt noch starten?", fragte Fredric.
"Nein! Die scheiß Kiste fährt nur, wenn sie Lust hat!", antwortete die Dicke.
Frederic wischte sich die Finger mit einem Taschentuch ab und reichte Mineralwasser und Tücher an die Hübsche weiter. "Einen Moment!", sagte er und zwinkerte.
Er stieg in seinen Wagen und manövrierte ihn geschickt rückwärts vor den Opel.
"Einsteigen bitte!", forderte er die Mechanikerin auf.
"Der Kollege kann auch vorne mit, ist sicherer!", er deutete auf den Jungen.
"Was soll`n das? Und ich bleib hier, oder was?", fragte die Dicke verwirrt. Es war wirklich ein heißer Tag!
"Sie lenken... und bremsen bei Bedarf. Aber vorsichtig! Sonst reißt das Seil!", Frederic hatte bereits angeleint.
"Aber wir haben jetzt gar kein Geld für ne Werkstatt dabei! Das wär eh zu teuer zur Zeit. Aber danke für..."
"Habt ihr noch sechs Mark?", unterbrach Frederic.
"Ja sicher...aber...", meinte die Dicke.
"Das reicht für`n Kasten Bier!", Frederic stieg ein und startete den Wagen. "Gang raus! Bremse los! Nicht bremsen, wenn ich nicht bremse! Wir sind in ner halben Stunde bei Werner!"
"Wer ist Werner?", fragte seine Beifahrin und wischte sich die Schminke aus dem Gesicht.
"Mein Schrauber!", gab Frederic zurück, "Zuverlässiger als der ADAC und billiger als ALDI!"

Donnerstag, 10. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil10

Caspar saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt in dem niedrigen Raum und starrte ungläubig zu dem Fenster, durch das er gerade noch geklettert war. Eine brennende Wunde an seinem Arm pulste warm. Was war das für ein seltsamer Ort? Echt war er, soweit er es beurteilen konnte. In keinem seiner bisherigen Träume hatte er derart reale Schmerzen empfunden. "Das muss nichts heißen.", grübelte er ins Halbduster. "Vielleicht ist das eine nur neue Version von Traum. Mit Spezialeffekten!" Er erinnerte sich an seine Checkliste. Er hatte sie gemeinsam mit Frederic zusammengestellt, um nach außergwöhnlichen Trinkorgien für allgemeine Orientierung zu sorgen. Name: Caspar Trust, Alter: 31, ledig, freischaffender Künstler... soweit so frustrierend. Wohnhaft.. Hauptstr. 43.. Unterm Dach. Getrunken?... Nein! Ziemlich sicher nicht! Dann also mal wieder gefallen, gestolpert oder sowas in der Art. "Was hab ich zuletzt getan?", so schwer konnte das doch nicht sein! "Holzstamm! Ich habe einen Balken oder sowas gesucht!...Und vermutlich hab ich ihn gefunden!", Caspar rieb sich den Kopf. Er war erleichtert. Aber was sollte diese Episode mit dem Bergmann? Und warum zum Geier saß er nun in einem engen miefigen Raum in Gesellschaft einer altertümlichen Glühbirne? Als Elfjähriger war er mit seiner Schulklasse im Bergbaumuseum gewesen. Damals war er fasziniert von den schweren Maschinen und den geheimnisvollen Tunneln. Eine Weile lang hatte er sogar Quarze und Erzbrocken gesammelt, kein wirklich schwieriges Hobby, im Ruhrgebiet. Sein Onkel Hubi war lange Jahre unter Tage gewesen und hatte, wenn er denn mal zu Besuch kam, immer gleich körbeweise Gestein mitgebracht, sehr zum Leidwesen von Caspars Muter. Sein Onkel war ein ruhiger, gelassener Kerl gewesen, der viel rauchte und zum Schluss zu viel trank. Aber malochen konnte er wie ein Ackergaul. Caspars Schädel brummte und einen Moment lang glaubte er eine tiefe Melodie zu erkennen. Irgendein gemeiner Kerl hatte einen Männerchor in seinem Kopf eigesperrt und die extralange Version des Steigerliedes bestellt.
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht... Und er hat sein helles Licht bei der Nacht.
Schon angezündt... Schon angezündt.
Sein Onkel hatte damals in seinem Schrebergarten mit Vorliebe die letzte Strophe gesungen. Und egal wie blau er zu diesem Zeitpunkt war und egal, ob er sich am heißen Grill festhalten mußte um nicht umzufallen, er hatte sie im Stehen gesungen!
Die Bergmann`s Leut`seins kreuzbrave Leut
Die Bergmann`s Leut`seins kreuzbrave Leut
denn sie tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht
denn sie tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht
und saufen Schnaps
und saufen Schnaps
Was sollte das eigntlich bedeuten mit dem Leder vor dem Arsch? Diese Erklärung war ihm sein Onkel schuldig geblieben. "Dat find`ma selber raus...", hatte er nur grinsend gemeint.
Eigentlich war es gar nicht schlecht hier. Es war deutlich kühler als unterm Dach und abgesehen von seinem inneren Bergwerkssender... ja.. es herrschte eine perfekte Ruhe! Ob das hier ein Bunker war? Dann hätten ihn hier nicht einmal Bomben etwas anhaben können. Eine Höhle! Ein Nest! Ein Versteck! Gemacht um darin zu denken! Sein Versteck!
"Ich denke mit zu vielen Ausrufezeichen!", dachte Caspar. "Und ich sollte diese Wunde auswaschen..." Eine latente Übelkeit kroch durch seine Eingeweide.
Er stieg in geduckter Haltung durch die Maueröffnung, tastete sich die Treppe hinunter und taumelte durch den Gang. Wo war denn nur dieser verdammte Spalt? Er ging in die Knie und tastete umher. Ziegel lagen vor ihm auf dem Boden und er spürte einen leichten Luftzug. Dann spürte er kühles Metall an seinen Fingerspitzen... "Der verdammte Herd!" Er krabbelte durch die Wand und sah das Glimmen der Taschenlampe, blaue Kornblumen standen in ihrem armseligen Schein. Es hatte beinahe den Anschein, als hätte jemand das Bild mit Absicht an den Haufen gelehnt und die Lampe darauf gerichtet. "Ja, ok.. Ich schätze ich habe verstanden.", dachte Caspar und griff nach dem Gemälde. Deutlich vorsichtiger als zuvor überkletterte er nun den Möbelhaufen und humpelte durch den Keller zur Treppe.

Dienstag, 8. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil9

Das Guinnesbuch war tatsächlich eine interessante Lektüre. Die dienstälteste Glühbirne der Welt brannte beispielsweise in der Feuerwache von Livermore in Kalifonien, seit beinahe hundert Jahren! Ihr zu Ehren gab es Feste und Paraden, Touristen kamen aus der ganzen Welt. Für eine Glühbirne! Der Anzug hatte sich von der Runde verabschiedet und Fräullein Ennert angeboten sie mitzunehmen. Dave verlängerte seine Mittagspause im Biergarten um sich noch ein paar Rekorde vorlesen zu lassen. Faszinierend! All diese Leute hatten es mit Geduld, Begeisterung und Schweiß zwischen die Pappdeckel dieses Standardwerks geschafft. Noch in zweihundert Jahren würde man ihre Namen dort lesen können. Dave konnte zwar eine Menge Beharrlichkeit an den Tag legen, aber Begeisterung war ihm meistens eine Spur zu laut. "Ach ja! Die Sammelrekorde! Das sind die echten Spinner!", lachte Walldorf.
Dave wurde hellhörig. "Was genau wird denn da gesammelt?", erkundigte er sich. Bündelholz grinste, "Alles Mögliche! Und Umögliche! Völlig bescheuert!".
"Kronkorken, Postkarten, Apfelsinenverpackungen... unfassbar! Radiergummis!", ergänzte Walldorf stöbernd. "23.500 Anstecknadeln! Wahnsinn!"
David hatte als Kind viele Dinge gesammelt und dieses Hobby immer als äußerst befriedigend empfunden. Vor allem Postkarten aus allen Ländern der Erde hatten es ihm damals angetan. Und mit sowas konnte man bekannt werden? Dave spürte den Hauch einer Gelegenheit.
"Darf ich mal kurz?", er deutete auf das Buch.
"Aber klar doch, klar doch! Aber vorlesen!", lachte Walldorf.
Dave traute seinen Augen nicht. Eine ganze Doppelseite war dem Sammelwahn gewidmet. Frösche, Hunde, handsignierte Unikate berühmter Persönlichkeiten, tatsächlich Kronkorken, Biergläser und... Moment.
"Bierflaschen!", murmelte Dave.
"Ja?", grinste Walldorf, "Wieviele?"
"Hmm? Äh Nein! Gar keine!", gab Dave zurück.
"Und das steht da drin?", wollte Bündelholz wissen. Es war wirklich ein ziemlich heißer Tag.
"Nein Nein!", sagte Dave, "Eben nicht! Bierdeckel und Gläser, aber keine Flaschen!"
Und dabei gibt es bestimmt hunderte Sorten, dachte er.
"Ja... schade.", meinte Walldorf etwas iritiert. Er nahm das Buch wieder an sich und überflog noch einmal reflexartig die Doppelseite.
"Wißt ihr, was WIR als Halbstarke gesammelt haben?", Bündelholz kramte grinsend in seiner Hosentasche und zog einen schmalen Pappstreifen hervor. "Zigarettenblättchen! Mit Nummern drauf, hier...", er deutete auf die winzigen Ziffern. "Es gibt 5, 10, 15 und 20 Punkte. Wenn man 10.000 Punkte zusammen hat und einschickt bekommt man 100.000DM!", Bündelholz lachte, "Und wir haben das geglaubt!"
"Dann gibt`s für 10.000 von denen hier aber auch einen nagelneuen Rolls-Royce.", Walldorf hatte eine Schachtel Marlboros hervorgezogen und während er sich bei der Gelegenheit gleich eine anzündete nickte er zur Schachtel. "Die weißen Zipfel unten, die muss man ausschneiden und einsenden. Ich hab das sogar mal ausgerechnet, man würde einen satten Gewin einstreichen!"
"Du weißt schon, was diese weißen Zipfel bedeuten? Und die drei Ks auf der Packung?", Bündelholz zog bedeutungsvoll die Brauen hoch.
David wußte was jetzt kam, Blödsinn höchster Güte, aber das störte ihn wenig. Er war dankbar für den Sonnenschirm, sein kühles alkoholfreies Bier und vor allem dafür, dass er nichts weiter tun brauchte als halbwegs erstaunt zu wirken und "Ach was?", oder ähnliches zu sagen, sobald der Heini seine Geschichte zuende erzählt hatte. Die Aussicht am Wochenende Mae wieder zu sehen und dazu bald noch ein neues Hobby zu beginnen versetzte ihn in Hochstimmung. Nicht, dass seine Banknachbarn davon irgendetwas ahnen konnten. Davids Innenleben war sicher hinter einem viel zu komischen Gesicht versteckt. Nichtmal er selbst schaffte es immer an seiner prächtigen Nase vorbei zu schauen und er nahm es seinen Gesprächspartnern nicht übel, wenn sie ihnen als Blickfang diente. Darüber hinaus verströmte Daves Anwesenheit immer eine fast beunruhigende Ruhe.
"....Und zwischen den Beinen der beiden Pferde im Logo erkennt man doch sofort zwei Kapuzenmänner die den Slogan: Veni,Vedi, Vici halten!", beendete Bündelholz soeben seinen äußerst erbaulichen Monolog über die geheimnisvollen Verbindungen der Tabakindustrie.
"Ach was?", meinte David erstaunt.
"Jaja! Unfassbar nicht wahr? Und bei Lucky Strike gibt es auch so merkwürdige Anzeichen!"
Die kannte Dave nun noch nicht und wollte sie eigentlich auch gar nicht wissen. "Ach was?", probierte er leicht verzweifelt.
"Ich hab gerade keine Packung da, aber das Logo kennt ja jeder. Im Prinzip entspricht die Schachtel ja der japanischen Flagge, nicht wahr? Und dann der Markenname mittendrin: Lucky Strike! Glücklicher Treffer! Na, dämmert`s?"
Es dämmerte tatsächlich, doch die Konsequenz dieser Herleitung war so unfassbar dämlich,dass Dave sich die Antwort lieber sparen wollte. Zum Glück kam ihm der begeisterte Walldorf zuvor.
"Hiroshima?! Das ist schon sehr unheimlich!"
"Ja, es gibt doch mehr geheime Verbindungen als man zunächst glauben mag. Ich zieh nachts für alle Fälle immer den Stecker aus der Telefonbuchse! Mich hört so leicht keiner ab!", Bündelholz grinste clever. Dave nickte anerkennend und blickte dann auf seine Armbanduhr.
Walldorf trank den letzten Schluck Bier aus und reichte Dave die Hand. "Ich muss dann auch mal wieder los. Irgendwann muss ich heute leider auch noch arbeiten. Schönen Tag noch. Lars?"
"War nett sie kennenzulernen Dave. Vielleicht trifft man sich ja nochmal.", verabschiedete sich abhörsichere Marketingfuzzi rasch.
Dave nickte. "Ebenso... Schönen Tag..."
Er hatte bereits eine Strategie im Kopf und mit Caspars und Frederics Hilfe konnte er rechnen. Immerhin.. es ging um Bier!

Montag, 7. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil8

"Ich muss mich bei Ihnen bedanken.", eine große fleischige Hand eilte David entgegen. "Sie haben uns da wirklich einen schönen Batzen eingespart!" Aus dem Anzug hätte es eigentlich dampfen müssen bei dieser Gesichtsfarbe. "Warum nicht gleich ein wenig davon investieren? Haben Sie Hunger?"
David war tatsächlich hungrig und ein Angebot zum Essen lehnte man nicht einfach ab. Vor allem nicht, wenn ein weiterer Auftag in Aussicht stand. Er nickte und tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. "Ja, warum nicht. Vielen Dank."
Der Anzug hob erfreut die buschigen Augenbrauen. "Na also! Ich kenn da genau den richtigen Ort bei so einer Scheißhitze!"
Sie fuhren im vollklimatisiertem Benz zu einem Biergarten nahe der Innenstadt. Ab und zu wurde der Smalltalk durch äußerst wichtige Gespräche unterbrochen, die der Anzug fröhlich brüllend über das Autotelefon führte. David war dafür recht dankbar. Smalltalk gehörte nicht gerade zu seinen Stärken. Seit einiger Zeit nannte man solche Fähigkeiten Soft Skills. Das mochte für manche Leute recht kuschelig klingen. Für Dave hingegen bedeutete jede nicht zielgerichtete Komunikation eine Art Seiltanz ohne Netz, dafür aber mit einem ziemlich harten Boden. David hatte sein Jacket schon vor Stunden ordentlich zusamengelegt und in seinem Koffer untergebracht. Trotzdem traf ihn die Hitze beim Aussteigen wie ein Hammer. Auch der Anzug ächzte und puhlte sich das Jacket vom Leib.
"Tach zusammen", johlte er einer Gruppe von Buisinessleuten zu, die bereits unter einem Sonnenschirm am Biertisch saßen. "Rüdiger Walldorf - Produktion, Severin Ennert - Verwaltung und Lars Bündelholz - Marketingfuzzi...", stellte der Anzug die Runde vor. Der Marketingfuzzi lachte fröhlich bei dem Wort Marketingfuzzi und Severin, die nach Frederics Maßstäben möglicherweise über ..pse verfügte, lachte mit. "Und hier haben wir Dave Cohen. Freier Berater in der Buchhaltung. Hat uns dieses Jahr 120.000DM eingespart." Kurzes Tischklopfen folgte, "Net schlecht.", ließ sich der Fuzzi vernehmen. Dave setzte sich schwitzend ans Ende der Bank und nickte in die Runde. Der Produktionschef schien schmunzelnd in eine Lektüre vertieft zu sein und kicherte gelegentlich. "Cohen, das klingt amerikanisch?", fragte Severin und zog fadenförmige Augenbrauen über die straff gespannte Stirn. "Englisch...", antwortete Dave dürftig. "Genau genommen jüdisch."
"Ach was?", bellte der Anzug, der nur halb zugehört hatte. "Sie sind jüdisch?"
"Ähm nein... Nur der Name. Vermutlich...".
"Ach so! Ja das kann ja jedem Mal passieren, was?! Wißt ihr wieviele Juden man in meinen Benz bekommt?", unterbrach ihn der Anzug.
"...waren es ein paar meiner Vorfahren.", beendetete David seinen Satz leise.
Severin sah beschämt zu ihm hinüber. Bündelholz hustete und der Anzug war bei 35° im Schatten plötzlich gefroren.
"Zwei vorne, drei hinten und zweihundert im Aschenbecher!", murmelte Walldorf, der die eigentliche Pointe verpaßt hatte. Er blätterte in seinem Buch. "Übrigens... Wißt ihr, wieviele Personen tatsächlich in einen Ford Escort passen?"
Severin vollführte eine Reihe höchst subtiler Gesten in Richtung Walldorf, der Anzug taumelte noch etwas angeschlagen.
"Nein...", meinte David ruhig. "Wieviele?"
"Zwanzig!", rief Walldorf begeistert. "Das muss man sich mal vorstellen! Die Kiste ist winzig!"
"Was lesen Sie da eigentlich Walldorf.", der Anzug hatte seine Fasung wieder gefunden.
"Guinnesbuch.", gab Walldorf kurz zurück. "Wahnsinn zu was Menschen imstande sind!"
"In der Tat.", sagte Dave trocken. Vielleicht war er besser in Smalltalk als er dachte.

"Bewech dich du Faulpelz!", raunte die Stimme. "Bis Mittach gepennt und dann hier rumliegen! Dat hamma gerne!" Caspar spürte den kühlen Boden an seiner Wange, eigentlich recht angenehm, wenn man von dem Hämmern in seinem Schädel absah. Seine Hand tastete durch den Schmutz und schien deutlich motivierter zu sein als der Rest seines Körpers. Irgendetwas Großes lag auf ihm. Dem Gefühl nach handelte es sich um einen alten Elektroherd. "Wird dat heute noch ma wat? Ma` elllich, du wills doch wohl nich hier krepiern, oder?" Eine recht ausgewogene Mischung verschiedenster Schmerzen erreichte sein Bewußtsein, wurde von der Vorzimmerdame anstandslos durchgewunken und prügelte nun auf seinen inneren Schweinehund ein. Das arme Tier jaulte herzzerreißend. Caspar stemmte sich mühsam auf den rechten Arm, drückte die Last über ihm zur Seite. Metall polterte gegen Stein und Holz. Mörtel rieselte von der Wand und in Caspars Augen. "Dat wär`n guter Moment deine Brille zu suchen...", schlug der verschwommenene Grubenarbeiter vor. "Ja!...", hustete Caspar. "Danke!" Er tastete über den Boden und fand schließlich das klobige Horngestell. "Feddich? Dann ma mir nach!" Caspar bekam zur Zeit mindestens drei Sender gleichzeitig rein und nur zwei davon spielten Musik. Der dritte fuhr ein ziemlich merkwürdiges Kumpel-Programm, vermutlich eine Art Zechensender oder sowas... um die Leute unter Tage bei Laune zu halten. Er krabbelte auf allen Vieren der Grubenlampe nach, zwängte sich durch ein Loch in der Wand und war nun in einem dunklen Gang. Caspar streckte probehalber den Arm nach oben, ertastete nichts als leere Luft und richtete sich ein Stück auf. Er wiederholte die Prozedur mehrfach und stand schließlich in gebückter Haltung in der Finsternis. "Evolution im Stollen!", dachte er amüsiert. Das Hämmern im Kopf klang langsam ab und wurde von einem recht durchgehendem Brummen abgelöst. Zudem wurde nun ein allgemeiner erster Schadensbericht an das Großhirn gefaxt. Er beinhaltete diverse Schürfwunden und wohl auch die eine oder andere Prellung. Sein linker Arm beantragte formell eine Woche Urlaub und auch in der Verwaltung schien der eine oder andere Becher zu Bruch gegangen zu sein. "Nochma Schwein gehabt, wa?", meinte sein Bergwerksführer vor ihm und verwandelte sich kurz darauf in eine finstere Silhouette an der Wand. Aus der Mitte der Stelle, an der eben noch der Helm gewesen war leuchtete ein schwaches Licht. "Die Taschenlampe!", ging es Caspar durch den Kopf. Er tappte weiter den Gang entlang, schluckte Staub und Spinnweben. Sein Fuss stieß an eine Stufe und er stieg vorsichtig nach oben. Alte Bretter knarrten unter ihm. Die kurze Treppe endete aprubt an einer Wand. Ein etwa fenstergroßer Durchbruch führte direkt in einen kleinen Raum, der mit einem alten rotem Teppich ausgelegt war. An der niedrigen Decke brannte die wohl einsamste und staubigste Glühbirne der Welt.

Sonntag, 6. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil7

Caspar drehte sich noch einmal um. Er hatte bis vier Uhr morgens vor seiner Staffelei gesessen und sogar eine halbe Stunde gemalt. Es war IRGENDWAS und am Ende hatte er es überleimt und mit Schrauben und anderen Metallkleinteilen beworfen. Was kleben blieb war Kunst. Sein Digitalwecker zeigte 10:23Uhr. Das konnte nicht stimmen. Er stand mühsam auf und kletterte die Stiegen hinunter. Die erste vertrauenswürdige Uhr auf seinem Weg zum Klo zeigte 12.15Uhr. "Wußte ich`s doch", dachte er müde. Unterm Dach stand bereits die Hitze Caspar öffnete alle Luken und das große Seitenfenster und tappte unter die Dusche. 25 erfrischende Minuten später saß er mit einer Schale Cornflakes zwischen seinen Werkzeugen. Der Tag war nur für die technischen Aufgaben gut, wie Holz schleifen, anstreichen und lackieren. Der kreative Teil folgte erst viel später in der Nacht. Caspar verlängerte sie bis in den Folgetag. "The early bird catches the worm.", dachte er, "Aber: The early worm gets caught by the bird!" (Der frühe Vogel fängt den Wurm... Aber niemand fragt nach dem frühen Wurm!)
Prometheus hatte ihn viel Zeit und Schweiß gekostet, vor allem, weil er immer nach den passenden Werkzeugen suchte. Jetzt wollte Mae noch mehr Totems und er hatte ein Problem. Er konnte nicht einfach in den Wald und Bäume fällen. Den Stamm für Prometheus hatte er unter einem Haufen Schrott im Garten gefunden. Hmm.. eigentlich. Er stapfte die Treppe hinuter zu Oma Cohen. Sie war dabei das Mittagessen zu kochen und lächelte, als er die Küche betrat. "Guten Morgen der Herr. War die Nacht produktiv?", fragte sie warmherzig. "Leider nicht so, wie es sein sollte...Guten Morgen", antwortete Caspar beschämt. Oma Cohen sah ihm aufmunternd in die Augen, "Das wird schon noch! Hier... Ich hab das etwas entdeckt.", sie reichte ihm die Zeitung und deutete auf enen kurzen Artikel. EIN NEUER BRUNNEN FÜR DIE CITY, lautete die Überschrift. Anscheinend hatte man im Dezernat für Familie, Bildung und Kultur Wind davon bekommen, dass es auf der Einkaufsstrassse noch etwas Platz für moderne Kunst gab. Der ausgewiesene Ort war sogar halbwegs repräsentativ, lag im Bankenviertel. Es gab einen Wettbewerb um den Entwurf der noch gut zwei Monate lief.
"Ein Brunnen?", fragte Caspar.
"Nu... Bohr ein paar Löcher rein und verleg darin Rohre oder sowas.", Oma Cohen nickte zur Fensterseite.
Caspar grinste. "Jupiter? Sie glauben wirklich das Ding könnte in der Innenstadt stehen?"
"Da steht bedeutend Schlimmeres... Und schlimmer Bedeutenderes.", Oma Cohen liebte Wortspielereien. "Und in meinem Vorgarten wird es nur von Igeln gewürdigt."
"Immerhin!", sagte Caspar ".. ein dankbares Publikum! Frau Cohen, sagen sie mal.. Ich habe vor einiger Zeit einen alten Holzstamm aus dem Garten geholt..."
"Prometheus. Sehr.. bunt.", erinnerte sich Oma Cohen.
"Ja richtig! Ich würde gern noch ein paar davon machen. Im Garten hab ich nur den einen Stamm gefunden. Vielleicht gibt es ja auf dem Gelände noch irgendwo einen Stapel, oder sowas?"
Oma Cohen dachte kurz nach und meinte dann: "Im Keller wurde lange Holz gelagert. Ich erinnere mich allerdings nicht mehr genau wo. Es steht wahrscheinlich auch eine Menge Zeug davor. Nimm nur was du brauchst. Auch die Möbel oder was auch immer! Mach was draus!"
"Vielen Dank Frau Cohen! Wirklich Alles? Der Keller ist ziemlich voll mit... Allem!"
"Ramsch und alter Plunder! Mich schauderts wenn ich da runter muss!", gab die alte Dame zurück.
Caspar schnappte sich Kellerschlüssel und Taschenlampe und stieg die Kellerttreppe hinunter. Hier unten war es wenigstens kühl. Die vorderen Kellerräume waren halbwegs saniert worden.Sie beherrbergten nur einige Fahrräder und etwas Sperrmüll. Frederics kostbares Rennrad stand traurig unter einer maßgeschneiderten Plane und wartete auf sportlichere Zeiten. Dicke graue Brandschutzfarbe bedeckte Boden und Wände des Heizungskellers und mitten in der etwa einen halben Meter dicken Mauer führte ein Durchbruch zum eigentlichen Keller. Ein Tonnengewölbe aus dunklen Ziegeln vermittelte sofort jene angenehme Athmosphäre, die man sonst nur aus Freddy Krueger-Filmen kennt. Zu beiden Seiten des schmalen Ganges lagen, wie Gefängniszellen vergitterte Räume. Caspar funzelte mit der Taschenlampe durch die Latten und erspähte durchaus inspirierende Dinge. Eine der Kellerzellen enthielt nichts als ein zerbrochenes Waschbecken, andere waren bis zur Decke gefült mit Möbeln, Lampen, Teppichen und anderem Hausrat. Er kletterte auf einen Stapel Gerümpel und zog einen kleinen Bilderrahmen heraus. Im Schein der Lampe erkannte Caspar das Stilleben einer Vase mit blauen Kornblumen. Die Details waren liebevoll herausgearbeitet, was eine ruhige Hand und viel Geduld vermuten ließ. Ein Kribbeln wanderte Caspars Rückgrat hoch. Hier - im Keller gab es Kunst! Simple, ehrliche Kunst. Er schüttelte iritiert den Kopf. Was sollte das denn heißen? Ehrliche Kunst? Oma Cohens Flur war voll von solchen Bildern! Trotzdem... Einmal nur so malen! Mit Pinsel und Ölfarbe und einem guten Gemüt. Caspar legte das Bild vorsichtig auf den Stapel zurück. "Ok!", dachte er. "Ein gutes Gemüt... Gehöre ich eigentlich wirklich in dieses Jahrhundert?!?" Auf der Rückseite des Bildes stand etwas in einer altertümlichen Handschrift. "Der Mensch vermag jeden Augenblick ein übersinnliches Wesen zu sein", entzifferte er mühsam. Seine Sinne teilten ihm nur mit, dass es hier langsam ungemütlich wurde. Er kniete auf allen Vieren auf dem Haufen,der unter ihm bedrohlich knirschte. Wenn er sich auch nur leicht aufgerichtet hätte wäre sein Kopf an die Decke gestoßen. "Dann lass ich das mal lieber!", dachte er und versuchte stattdessen die andere Seite der Kellerzelle im Rückwärtsgang zu erklimmen. Caspars Fuß stieß an etwas Großes hinter ihm, was sofort in den Einflussbereich ungehemmter Gravitation geriet. Dem Klang nach war es ein alter Elektroherd. Eine sehenserte Kettenreaktion veränderte nun in kurzer Folge zunächst Caspars Aufenthaltsort und dann seine äußere Erscheinung.

Samstag, 5. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil6

Um kurz nach zehn bot Daves Wohnzimertisch den gewohnten Anblick. Bierflaschen, Chipstüten, dazwischen irgendwo die Fernbedienung und der Aschenbecher. Der Grillteller vernichtete jeden anderen Geruch im Zimmer, was bei näherer Betrachtung gar nicht so schlecht war. Frederics Zigarettenqualm hing in der Luft und Dave trug keine Schuhe, was eigentlich gegen das Genfer Abkommen verstieß. Er hatte Handtücher über dem Sofa und dem Sessel ausgebreitet und die drei Kumpels veranstalteten nun einen inoffiziellen Schwitzwettbewerb. Von Luft konnte in diesem Raum also kaum mehr die Rede sein, aber in dieser Stadt war Atmen sowieso Volkssport. Da niemand sich die Mühe machte nach der Fernbedienung zu suchen lief MTV. Dave versuchte unauffällig das Thema auf Mae zu lenken, was schwierig war, denn Caspar und Frederic spielten gerade mal wieder das Ö-Spiel.
"Die hat Möööpse!", Caspar betonte jedes einzelne Ö. In der Tat, verfügte die so klassifizierte Tänzerin im Video tatsächlich über einen beachtlichen Vorbau, doch Frederic war anderer Ansicht. "Das sind bestenfalls Mööpse!", sagte er betimmt. "Und die im Glitzerfummel hinten rechts hat gerademal...", er überlegte kurz. "Mpse!"
"Oh ja!", bestätigte Caspar lachend. "Haha.", sagte Dave. "Ähm."
"MÖÖÖPSE", gröhlten Caspar und Frederic begeistert.Eine unfassbar heiße Naomi Campbell war auf der Mattscheibe erschienen und vollführte eindrucksvolle Bewegungegen im knappen Röckchen. Irgendwo im Hintergrund tanzte wohl auch Michael Jackson durch die Steppe, abgesehen davon war es wohl jetzt schon das schärfste Musikvideo des Jahrzehnts.
"Ja.. schon echt.. toll..", murmelte Dave. Jetzt hatte er Caspars Aufmerksamkeit. "Toll?", fragte er ungläubig.
"Hmm?", antwortete Dave.
"Dave.. Ein Gratisburger bei Mäcces ist toll! Das da ist sensationell."
"Ja.. Ähm.", meinte Dave. Dann kam ihm eine Idee.
"Sag mal, hast du noch mehr Bilder die zur Galerie müssen? Ich würde das dann lieber in die Mittagspause schieben.", David klopfte auf seinen Planer, der wohl das bizzarste Requisit der Szene darstellte. Caspar dachte kurz nach, was ihm sichtlich schwer fiel. "Eigentlich war`s das erstmal. aber danke für das Angebot."
"Ah ok.", Dave versuchte entspannt zu klingen. Er sah auf die Uhr. "So Jungs... Ich muss dann gleich auch mal pennen. Muss ja vorher noch den Krams hier aufräumen. Frederic manövrierte sich aus dem Ledersessel, ein Hantuch bappte an seinem Rücken. "Jo.. Dann bis morgen Alter!" , sagte er und kletterte die Treppe hoch. "Schlaf gut."
Caspar stand ebenfalls bereits an der Tür. "Gute Nacht.", Caspar war die Treppe schon halb rauf, da fiel ihm noch was ein. "Ach so Dave.."
"Hmm?"
"Ich hab Mae zum Grillen am Samstag bei uns eingeladen. Sie ißt kein Schwein und auch sonst kaum Fleisch, außer Geflügel. Kannst du das beim Einkaufen bedenken?"
"Klar! Mach ich!", röchelte Dave.
"Cool, cool.", gähnte Caspar. "Dann schlaf mal gut.. bis morgen."
"Gu`nNach", brachte Dave hervor und taumelte zurück zum Tisch, wo ein Routineprogramm seiner Motorik die Aufräumarbeiten übernahm.

Freitag, 4. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil5

Die süße Simone hatte den Altbau lächelnd in einer nach Vanille duftenden Deowolke verlassen. Frederic stand mit freiem Oberkörper am offenen Fenster, sog genüßlich an seiner Zigarette und schaute über die Hochofenkulisse vor ihm. Das waren nicht gerade die Blumenfelder seiner Kindheit. Auch die Dünen und das Meer vermißte er manchmal. Aber er hatte gelernt auch hier Blumen zu finden. Fußball spielen konnten die Deutschen. Und sie kannten sich mit Bier aus. Frederics Gedanken drifteten eine Weile lang ziellos umher. Dann ging er rüber zur Anlage, und verbrachte behutsam die Kuschelrock-CD in ihre Hülle.Noch rauchend ging er den kleinen Stapel seiner Lielingsalben durch und entschied sich für das weiße Zimmer: The white Room - KLF. Frederic drehte die Bässe auf und pegelte die Lautstärke auf das Niveau einer startenden Boing. Dann hockte er sich an seinen Schreibtisch und fuhr den Rechner hoch, einen nagelneuen 386er mit dem frisch auf dem Markt erschienenen Windows 3.11. Wo war denn der verdammte Notizblock? Er stand auf und dürchwühlte den kleinen Kleiderhaufen neben seinem Bett. Ach.. klar! Schwarzes Hemd Brusttasche! Er war heute auf einem halben dutzend Sportveranstaltungen gewesen und von der letzten, Damentennis, hatte er sich Simone mitgenommen und sie über ihren enttäuschenden siebten Turnierplatz getröstet. Gelangweilt tippte er die Ergebnisse der Fussball-Regional-Liga in eine Datei, verfasste einen kurzen Artikel über das Volleyballturnier der Hochschulen NRWs, speicherte den Schmonz auf einer blauen 5.25Zoll-Diskette und erklärte kurz darauf seinen Arbeitstag für beendet. 21.14 Uhr. Gute Uhrzeit für ein Bierchen. Aus strategischen Gründen hatte er niemals selbst Bier im Kühlschrank, dafür zwei Sorten Sekt und Vodka. Seit Ewigkeiten sparte er auf eine repräsentative Hausbar, jetzt war ihm der Computer dazwischen gekommmen. Frederic tapste Barfuss die Treppe hinunter. "So viel Heimlichkeit... In der Weihnachtszeit.. ", trällerte Oma Cohen leise vor sich hin. Sie hatte ein kleines Päckchen von der Kommode im Flur geholt und schickte sich an wieder in ihre Wohnung zu trotten. Frederic lachte fröhlich. "Mrs. Cohen.. Was versetzt sie denn bei dieser Hitze in Weihnachtsstimmung?"
"Plätzchen mein Junge. Irgendwas roch hier vorhin herrlich nach Vanille-Plätzchen.", sie betrachtete seinen schmalen Brustkorb und schauderte. "Davon könntest du auch noch einige gebrauchen!", sagte sie bestimmt. Frederic lachte. "Ich werd`s erstmal mit Flüssigbrot probieren."
Sie zögerte kurz. "Du kennst den kleinen Prinz? Von Antoinne de St. Exupery?" Sie kramte in der Kommodenschublade nach einem Kugelschreiber und malte dann etwas auf ein Stück Zeitung. "Was ist das?", fragte sie.
"Ein Hut... und zwar ein alter!", grinste Frederic. "Das ist eine Schlange, die einen Elefanten gefressen hat!"
"Nein!", antwortete Oma Cohen trocken und drehte die Zeichnung senkrecht. "Das bist du, wenn du so weitertrinkst!"
Frederic betrachtete den Strich in der Lanschaft mit der eindrucksvollen Beule und lachte.
"Sie haben volkommen Recht Mrs Cohen. Und gleich morgen hör ich damit auf!"
Oma Cohen gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, wofür sie sich strecken mußte und verschwand wieder hinter dem schmalen Vorhang. Frederic van der Molen tapste grinsend seinem Bier entgegen.

"ARGHHH!", intonierte Caspar erschrocken. "ARGH!", gab Dave mit weit aufgerissenen Augen zurück. "Bin ich gerade über...?"
"Ja Mann!!", Caspar zog die Krallen aus dem Sitzbezug, "Dunkelrot Mann!!"
"Hoppla!", meinte Dave.
"Hoppla?!?", Caspars Bild von Dave drohte zu zerbröseln. Zumindest der Teil, der Dave als nahezu krankhaft verantwortungsbewußten Autofahrer zeigte.
"Ich war wohl etwas in Gedanken..", entschuldigte sich David.
"Hmm!", brummte Caspar. "Passiert!"
Den Rest der Fahrt schwiegen die beiden. Caspar dachte an die vor ihm liegende unsinnige Schaffensperiode, an ebenso sinnfreie Schleppaktionen und an einen großen Grillteller vom Türken gegenüber. Dave dachte an Mae.

Oma Cohen hatte das Päckchen vorsichtig geöffnet und das Stopfmaterial entfernt. Sie hielt nun eine wirklich hübsche Taschenuhr in Händen. Ein verschnörkelter Schriftzug nannte die Firma J. Mayfield als Hersteller und anhand der Gravuren und des Glases erkannte Oma Cohen, dass die Uhr wohl um die Jahrhundertwende gefertigt wurde. Mayfield, Oma Cohen erinnerte sich wage, dass diese Firma in Irland saß. Das Päckchen kam aus Frankreich und der Absender war ein Jaques Poirrier. "Ach so?", staunte Oma Cohen. Sie zog behutsam das Uhrwerk auf und lauschte dem gleichmäßigen angenehmen Ticken. SO eine Uhr hatte sie lange nicht mehr bekommen. Sie klappte den Deckel auf und schaute auf ein kleines Portrait. "Ach so!", bestätigte Oma Cohen ihren Verdacht und lächelte. Es war wirklich schon eine Weile her, seit sie eine solche Uhr in den Händen gehalten hatte. Beinahe fünf Jahre, wenn sie sich richtig erinnerte.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil4

An diesem Ort hätte David vielleicht eine Schlachterei erwartet, bestenfalls eine Spedition. Er hatte immer gedacht, dass eine Galerie vor allem Fuß-Kundschaft... er grübelte kurz, an dem Wort stimmte etwas nicht.. auf alle Fälle Leute brauchte, die vorbeigingen, um gegebenenfalls durch ein Schaufenster hinein zu schauen. Hier gab es nicht einmal einen Gehweg. Der nächste Laden war ein Baumarkt und das Gebäude selbst glich von aussen einer heruntergekommenen Lagerhalle. "Das war hier mal eine Lagerhalle.", teilte Caspar ihm mit. "Seit drei oder vier Jahren gehört der Schuppen Mae. Keine Angst, drinnen wird`s besser!". David hatte den Panda rückwärts an das alte Rolltor geparkt und beobachtete nun, wie Caspar ein dutzend Schlüssel durchprobierte. "Sie ist wohl kurz mal weg.", rief er zu David rüber. "Aber ich habe immer die Schlüssel da.. für alle Fälle.". Caspar genoss als Lokalmathador und persönlicher Freund der Galeristin gewisse Vorteile. GALERIE BIRNBAUM stand auf einem Messingschild neben dem Tor und auf dem breiten Innenhof, der von zahlreichen kleineren Gebäuden umrahmt wurde harrten einige undefinierbare Skulpturen einer ungewissen Zukunft. Ein wunderschöner alter Mercedes stand etwas abseits nahe den Müllcontainern. Irgendein Schwerverbrecher hatte damit begonnen ihn mit bunten Blümchen zu bemalen. David schauderte ein wenig angesichts solchen Frevels.
Caspars Bemühungen das Tor zu öffnen schienen nun zum Erfolg zu führen. Dave rollte den Wagen vorsichtig in die Halle. Sie luden die bunten Leinwände auf eine Holzpalette um und während Caspar dieselbe ungeschickt mittels eines Hubwagens in einen Nebenraum verfrachtete schaute sich David die Galerie an. Es WAR besser als draußen, soviel war sicher. Allerdings war es auch nicht wirklich das, was er erwartet hatte. Bisher kannte er Kunstgalerien nur aus dem Fernsehen. Dort waren sie sterile, streng geometrische Orte mit weißen Wänden, kühlem Licht und glattpolierten Fußböden. Das hier war anders. Gut, die Wände waren defakto weiß, allerdings bestanden sie aus unregelmäßig zusammengezimmerten Holzlamellen und waren oft nur mit viel gutem Willen als senkrecht zu bezeichnen. Metalltrittbretter mit hüfthohen Geländern bildeten einen Pfad durch das Gebäude, der über Treppen und kleine Brücken führte. Sand knirschte unter den Füßen und die Bleche wippten beim darüberlaufen leicht nach. Gute zehn Meter über der Halle trohnte das Wellblechdach mit großen Oberlichtern auf einem angerostetem Metallgestell. Zur Zeit waren nur wenige Werke ausgestellt. Eine Gruppe dunkelgrüner Frauengestalten aus Kunstharz schrie mit weit aufgerissenen Augen die Hallendecke an. Zum Glück hatte jemand den Ton abgeschaltet. In Davids Augen waren sie außergewöhlich hässliche Schaufensterpuppen und er hatte den Verdacht, dass sie das wußten. "Hast du die gemacht?", rief David über die Schulter. Caspar kam mit einer seiner Holzskulpturen angeschleppt. "Ich bitte dich!", keuchte er gekränkt. "Hast du eine Ahnung, wie teuer Kunstharz ist?! Das da vor dir ist der Hexenzirkel von Gustav Brömmel.". "Gesundheit!", wünschte Dave trocken. "Und was soll das sein?"
"Prometheus! Mae hat ihn heute nachmittag schon mitgenommen." David blickte ausdruckslos auf das Ding vor ihm. "Prometheus... Du weißt schon..griechische Mythologie... Hat den Göttern das Feuer gestohlen."
"Ach was!", antwortete Dave. "Da hat er ja nochmal Schwein gehabt!"
Caspars stutzte. "Naja, immerhin ist er aus Holz, oder?" , gab Dave zu bedenken.
"Ähm ja...TUSCH! Hör mal, ich muss nochmal rüber zum Baumarkt. Der verdammte Adler will einfach nicht halten."
David schaute auf seine Uhr. "Dann beeil dich mal, der macht in zehn Minuten zu. Hier...", er warf Caspar die Autoschlüssel zu.
"Jepp! Danke! Du willst hier warten?"
"Ich hab da gerade was entdeckt...", David nickte in die entsprechende Richtung. "Darf ich?"
Caspar grinste, "Klar, mach nur! Dafür steht er ja da! Viel Spaß!"
Davids Puls stieg als er auf den alten Flügel zuging. Ein Feurich, bestimmt fünfzig Jahre oder älter. Das war mal was! Schweres, echtes altes Holz. Kein Vergleich zu den butterweichen Plastiktasten seines geliebten Roland-Keyboards. Er setzte sich andächtig auf die Konzertbank und klappte den Deckel hoch. Er drückte probehalber eine Taste durch und ließ die Saite schwingen. Lupenrein, warm und tragend klang der Ton durch den Raum. David spürte die Schwingungen in seiner Fingerspitze und bekam eine Gänsehaut. Er spielte einen Emoll-Akkord, ließ C-Dur und D-Dur folgen. Die simpelsten Tricks klangen auf diesem Instrument einfach überirdisch! Dann atmete er langsam aus, schloss die Augen und spielte. Die vierte, die fünfte, vermindert... und...
"I heard there was a secret chord, that David played and it pleased the Lord...", die Stimme hatte sich einfach dazugesellt. Klar wie ein Bach im tiefsten Winter.
"...But you don`t really care for music, do you?", sagte ein viel coolerer Dave durch seinen Mund. Er hatte sich auf der Bank umgedreht und blickte nun in leuchtend grüne Augen. "Weiterspielen! Weiterspielen!", flehte Mae und trommelte sanft auf seiner Schulter.
David spielte seinen geheimen Akkord, der gar nicht so geheim war und Mae sang. Das kalte und gebrochene Hallelujah hallte verzweifelt durch die Galerie und eine Strophe später saß Mae neben ihm auf der Konzertbank. David spürte ihre Wärme neben sich und atmete ihren Duft. Ihm brach der Schweiß aus! Weitere drei Strophen und ein Zwischenspiel später war Mae wieder aufgestanden und lehnte nun mit verträumten Blick am Flügel. "Wow!", brachte sie hervor. "Wow...", gab David zurück und klammerte sich an die Bank, in der Hoffnung, dass diese ihn halten würde, wenn er kollabierte.
"Du bist der Dave, richtig?", fragte Mae um ihm Starthilfe zu geben.
"Ähm ja.. eigentlich David, aber Dave ist in Ordnung...", faselte David und spürte wie seine Ohren rot anliefen. Bei Ohren solchen Formats war es unmöglich das zu verstecken.
"Ich bin Mae, eigentlich Maren.", sie streckte ihm gespielt förmlich die schmale Hand entgegen. Daves Hände schwitzten und er zögerte. Er überwand sich gerade noch rechtzeitig und girff ihre Hand. Sie blieb völlig gelassen. "Du spielst wahnsinnig gut!", sagte sie jetzt. "Das liegt nur am Flügel.. Der ist perfekt gestimmt... Sie singen wirklich schön.", Daves Hirn arbeitetete mangels denkfähiger Alternativen mit dem Satzbaukasten. "Wir waren schon beim Du." erinnerte ihn Mae sanft. "Ich hatte mir dich ganz anders vorgestellt. Caspar erzählt ja nicht wirklich viel." Das war David neu. Caspar war in der Lage einem nicht nur eine Frikadelle ans Ohr zu labern, die seiner Ohren würdig war, es gab oft genug auch noch Beilagen und Salat. Diesen bezaubernden Salat hatte er unterschlagen. "Häbrrmm.. Blb.. ähm", antwortete Dave wörtlich, sein Sprachzentrum hatte Maes Dekoltée entdeckt. "Hmmm?", gurrte Mae amüsiert. "Hier oben bin ich.. auch!"
"Verzeihung", brachte Dave heraus und riss sich zusammen. "Das gerade war...", Mae nickte begeistert. "Ja! Das sollten wir mal wiederholen."
"Ja!", sagte David. Wer auch immer in seinem Bewußtsein bis vor kurzem das Kommando gehabt hatte, er hatte die Brücke verlassen. "Unbedingt!"

Mae hatte sich noch zweimal zu ihm umgedreht und gelacht, bevor sie sich ihren Arbeiten widmete. Dave war am Flügel sitzen geblieben und schon bald war ihm aufgegangen, dass es wohl schlauer wäre nun auch weiterzuspielen. Er improvisierte ein Medley von Genesis-Songs und versuchte gar nicht erst selbst zu singen. Beim letzten Versuch hatte er von allen Hausbewohnern, inklusive Oma Cohen, Prügel bezogen. Gelegentlich durchquerte Mae den Raum, trug bunte Objekte an ihren Bestimmungsort und sang passagenweise, wenn ihr ein Song gefiel. Bei Genesis war sie nicht annährend so textsicher wie bei John Cale, aber das störte Dave wenig. Caspar erschien am Tor, horchte kurz und sang dann lauthals "...You`re no son, you`re no son of mine!", immerhin.. er traf die Töne. Er hockte sich zu seinem Totem und kramte diverse Bastelutensilien aus seiner Plastiktüte. Mae hatte sich in die Mitte des Hexenzirkels gestellt und den Kopf in den Nacken gelegt. Jetzt riss sie die Augen weit auf und kreischte sehr hexenmäßig. Caspar zuckte erschrocken zusammen, Dave versemmelte seinen Akkord und Mae lachte herzlich. "Die Damen würden nun auch gerne die Halle verlassen. Vielleicht könntet ihr ihnen etwas Geleit geben?" Dave kam rüber, griff einer der Scheußlichkeiten um die Hüfte und trug sie Mae hinterher. Caspar stemmte seine Dame über den Kopf. "Schaut mal.", rief er den beiden zu, "Dirty Dancing!". "Wohl eher: Ugly Dancing.", lachte Mae. Erstaunlicherweise gab es für den Hexenzirkel bereits zahlreiche Interessenten. Die Werke die Mae in ihrer Galerie ausstellte entsprachen längst nicht allesamt ihrem persönlichem Geschmack, aber sie hatte bisher immer ein gutes Gespür für Trends und Puplikumswirksamkeit bewiesen. Gustav Brömmel wurde von Kritikern und Sammlern gleichermassen gefeiert, was wohl zu großen Teilen auch an seinem ausgeklügelten Pathos lag. Er gab in der Öffentlichkeit den überlegenen Intelektuellen und spielte seine Hybris mit unfassbarer Überzeugungskraft. Und er war ein Arschloch. Solange Mae sich diese Tatsache immer vor Augen hielt konnte sie gut mit ihm arbeiten. Caspar war noch ungeübt im Umgang mit Kritikern, oder Journalisten. Am besten verkörperte er die Rolle des geheimnisvollen Schweigers, während Mae das Reden für ihn übernahm. Auf ihren Rat hin, hatte er bei Vernisagen gelentlich Scheiben eingeschlagen oder die eine oder andere Skulptur umgeworfen. Mae verbuchte solche Aktionen unter Werbungskosten und erzielte immer ihre Wirkung.
Oft kam Caspar sich grenzenlos lächerlich vor.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil3

Am frühen Abend kehrte Dave von einem Arbeitsgespräch zurück. Er war selbständiger Steuerberater und Finanzbuchhalter, was ihn relativ flexibel in seiner Tagesplanung machte. Dave versuchte diese unbequeme Freiheit durch einen geregelten Ablauf seiner Tätigkeiten zu kompensieren. Zu diesem Zweck hatte er sich einen dicken, in Leder gebundenen Kalender besorgt, ein Tag - eine Seite. In Kombination mit seiner Lieblingsarmbanduhr war dieses Monstrum der Retter seines Arbeitstages. Es war jetzt kurz nach sechs und Dave schlug noch einmal seinen Planer auf: !8.30Uhr - Freizeit. Wie ungünstig! Es gab kaum sinnvolle Aktivitäten, die ein Zeitpensum von unter 30 Minunten beanspruchten. Er klappte den Planer zu, stieg aus dem Auto und schloss die Tür auf. Die Post! Das würde in etwa passen. Erleichtert hob er den Stapel auf und stieg nach oben.
Dave nahm am Schreibtisch Platz und sortierte die Briefe und Prospekte, zunächst nach Empfänger im Haus, dann nach Dringlichkeit. Bisher hatte niemand es ausdrücklich erwähnt, aber Dave war sicher, dass die anderen ihm dafür dankbar waren.
David Alexander Cohen war stolz auf seine Vornamen, hielt damit aber hinterm Berg. Für seine Freunde war er schlicht "Der Dave". Wenn sie doch wenigstens den Artikel weglassen würden! Aber, wenn er irgendwo erschien hieß es immer: "Das ist DER Dave!"
Der biblische David hatte seinerzeit diesen Türsteher von einem Phillister, Goliath, mit einer Steinschleuder ins Jehnseits befördert und sich anschließend zum König eines Hirtenvolks aufgeschwungen. Er war Kriegsherr, Lyriker, Liebhaber und noch Jahrhunderte nach seinem Tod galt er als strahlendes Vorbilld. Wann immer die Leute beim Pokern einen Pik-König auf der Hand hatten, hielten sie sein Abbild in Händen. Auch Alexander der Große hatte seine Entsprechung im Kartenspiel, als Kreuzkönig. Bereits mit zwanzig war er König und ein paar Jahre später war sein Reich bis nach Indien gewachsen. David Alexander Cohen war mit 23 zum ersten Mal im Phantasialand gewesen und wäre dort beinahe mit der Achterbahn gefahren, wenn es nicht geregnet hätte.
Es klapperte und Caspar stand im Türrahmen. "Hey Dave... Hast du Zeit?" David stand auf und reichte ihm seinen Poststapel, "Was gibt`s denn?" Caspar stopfte einige Umschläge in die Gesäßtasche seiner Jeans, stellte fest, dass diese wohl kaum aureichen würde und verteilte den Rest auf die seitlichen Taschen. "Ich müßte nochmal zur Galerie, ein paar Bilder vorbeibringen. Wär geil, wenn du mich fahren könntest."
Dave griff bereits zum Autoschlüssel. Er hatte Zeit. Und die Galerie hatte er noch nicht gesehen. Warum also nicht? "Na dann, fahren wir mal los, was?", sagte er trocken.
"Du bist echt der Coolste, Dave!" Der Hauch eines Grinsens wehte über Davids Mimik. "Ich bin so meilenweit davon entfernt cool zu sein, dass ich auf der anderen Seite schon wieder ankomme!", dachte er. Sie beluden den alten Fiat Panda bis zur Dachkante und fuhren los. Caspar kramte im Handschuhfach, Dave schmunzelte, "Ok.. sag an!"
"An der Ampel rechts, denk ich.", antwortete Caspar.
"Und?", fragte Dave.
"Nina Simone?", Caspar klopfte rhytmisch mit der versiften Kasettte auf das Armaturenbrett.
"Geil! Schmeiss rein!"

Echte Frauen traf man nicht in der Disko. An solchen Orten traf man nur auf Glühwürmchen: Hübsch anzuschauen im Dunkeln, aber bei Tageslicht betrachtet - da verstand man plötzlich, warum die Biester Glühwürmchen und nicht etwa Glüh-Schmetterling hießen. Klar, es gab immer auch einige Nachtfalter. Aber Frederic wollte nicht länger die Lampe sein, um die solche Frauen kreisten, um sich die Flügel zu verbrennen. Es war unfair und unwürdig. Es war eine Erniedrigung für beide Seiten. Und es war langsam langweilig. Bienen flogen bei Tag, waren fleißig und produzierten leckeren Honig. Man fand sie in Bibliotheken und Hörsälen. Sie waren liebenswert, hübsch anzuschauen und man konnte mit ihnen die difizilsten Konversationen führen, wenn man das wollte. Und dann gab es noch die Schmetterlinge. Betäubend schöne Wesen mit verklärtem Blick und duftendem Haar. Um einen Schmetterling zu fangen mußte man sich schonmal eine komplette Balletaufführung ansehen. Man schaute seinem Schmetterling bein Tanzen zu und wenn man sich seine Melodie gemerkt hatte und sie abends bei einem Glas Wein nachpfeiffen konnte, brachte einem der Schmetterling vielleicht das Fliegen bei.
"Hey... ich hab zwei davon!", meldete sich eine belustigte Stimme unter ihm. Ihm ging auf, dass er, während er seine Insektentheorie vervollkommnete, an einer herrlichen Brustwarze nuckelte. "In der Tat!", gab Frederic überrascht zurück. "Und die ist mindestens genauso sehenswert! Hmm.. schwer zu entscheiden. Die sind beide toll!". Sie kicherte. Fredric trat die Reise zum Südpol an, machte kurz kehrt und schob ihr mit seiner Nase eine blonde Haartsträhne hinters Ohr. "Schneckchen..."
"Step by Step, heart to heart, bit by bit... we all fall down.. like Toy Soldiers**", klang es aus den hochwertigen Boxen in angenehmer Kuschelrocklauttstärke (natürlich von CD!) und nur Frederic konnte ahnen wie wahr diese Lyrics waren.

Dienstag, 1. Juni 2010

Onlineroman: Caspar - David - Frederic Teil2

Zu den natürlichen Rescourcen der Umgebung zählten vor allem Löwenzahn, Zigarettenstummel und Hundekot. Und auch wenn niemand deren Anbau gezielt kultiivierte gediehen sie prächtig auf den Gehwegen und in der erbärmlichen Parkanlage. Zwei von drei Laternen spendeten des Nachts spärliches Licht und beließen den Rest in gnädiger Dunkelheit. Der Rest, das war bei Tage betrachtet eine ehemalige Zechenwohnstadt mit verklinkerten Ziegelbauten, Kneipen und kleinen Buden, die in die sonderbarsten Anbauten gezwängt waren. Im Zuge halbherziger Versuche einer Stadtteilsanierung waren einige der baufälligeren Gebäude abgerissen worden, um dort Platz für die Träume von Kaufhäusern und dergleichen zu schaffen. Nachdem die ersten ausländischen Investoren, nach der Ortsbesichtigung, Tränen lachend abgezogen waren und sich auch hierzulande niemand wirklich erbarmen konnte, klaffte nun eine Lücke inmitten der Hauptstrasse. Abgesehen von der Hausnummer 43, die jetzt über einen wirklich breiten Vorgarten verfügte. Dieser beherbergte neben einem ausgebrannten Zigarettenautomaten noch die etwa gartenhausgroße Installation "Jupiter", die, laut fachkundiger Meinung, einen reinen Schrottwert von etwa 500DM hatte, allerdings Arbeits- und Transportkosten in Höhe von etwa 700DM verursacht hätte. Sie war Caspars erste Großskulptur und er hatte eigens einen Schweißerlehrgang für sie absolviert. Nun stand sie als rostendes Mahnmal des Größenwahns vor Oma Cohens Geranienbeeten und spendete deutlich zu viel Schatten in ihrer Küche. Im Sommer spielten gelegentlich Kinder auf ihr und im Spätherbst nisteten sich Igelfamilien in den Laubhaufen im Inneren der Skulptur ein. Im orangen Schein des Hochofen-Abstichs wirkte "Jupiter" fast wie ein Kunstwerk. Für Passanten bettete es sich allerdings ebenso nahtlos in die Umgebung ein wie die Sperrmüllhaufen, oder die Leichen der etwas gebrauchteren Gebrauchtwagen an der Strassenecke. Der Altbau selbst verfügte über drei Etagen und ein finsteres Kellergewölbe, das nach und nach seine Geheimnisse preisgab. Viele davon hatten mit Einmachgläsern und Schimmel zu tun, doch dabei sollte es nicht bleiben.

Oma Cohen bewohnte den größten Teil des Erdgeschosses und sie hatte es sich dort unten recht gemütlich gemacht. Die Möbel waren ein Sammelsorium verschiedenster Stile und Epochen, standen eng an- und übereinander. Hohe Bücherregale waren überall dort aufgestellt, wo normales Geradeausgehen einfach viel zu langweilig gewesen wäre. Dutzende kleine Lampen und Strahler erhellten die Ecken und Bereiche, die Oma Cohen für besonders interessant hielt. Land- und Postkarten an den Regalwänden und auf den Schranktüren rundenten das Gesamtbild ab. Omas erklärtes Ziel war es, keinen Besucher aus der Tür gehen zu lassen, ohne dass dieser wenigstens eine Kleinigkeit gelernt hätte. Und dann gab es noch das Uhrenzimmer, Omas persönlichen kleinen Tempel. Alexander Graham Cohen, ihr lang verstorbener Ehemann war gelehrnter Uhrmacher und Sammler gewesen.


Caspar erklomm die steile Treppe in den ersten Stock, in dem Dave seine Wohnung eingerichtet hatte. Mae folgte ihm mit stark unterdrückter Neugier. Bereits das Treppenhaus war sehenswert. Fotos und Postkarten waren liebevoll eingerahmt und zu einer Galerie arangiert worden. Die Zwischenräume waren ausgefüllt mit Zeitungsartikeln und kleinen Ölbildern. Auch einige quietschbunte Miniaturen von Caspar waren darunter. Schnorrer, der Hauskater, streifte an ihnen vorbei, futterwärts. Mae fing ihn mit einem entzücktem Blick ab, hob ihn hoch und gurrte nun unverständliche Dinge etwa eine Oktave über ihrer üblichen Sprechstimme. Der graublaue Persermischling war für Krauleinheiten immer zu haben und schnurrte tief und zufrieden.

"Ich geh dann schonmal vor, ja?" witzelte Caspar und schob die häßliche Lamellentür auf, die in Daves Wohnzimmer führte. "Hier wohnt der Dave..", teilte er dem Treppenhaus mit. Mae setzte den Kater vorsichtig ab und blickte durch den Türspalt. Sie erspähte dunkles Holz, einen hellen gepflegten Teppich und einen überdimensionalen Fernseher. In einer Vitrine an der Wand parkte das Modell eines Aston Martin DB5 und, ja ein Regal weiter befand sich die VHS-Sammlung mit den James Bond-Filmen. "Nach Connery die Sintflut!", dachte Mae und setzte ihren Weg Richtung Gipfelkreuz fort. "Und hier wohnt Frederic..", Caspar schob den Vorhang beiseite. "Na das ist mal ein Kontrast!", dachte Mae und betrachte das Apartement. Frederic schien bemüht gewesen zu sein, die Darstellung aus dem Möbelkatalog möglichst genau nachzuempfinden. Sogar die Ascessoirs in den modernen Regalen wirkten seltsam unpersönlich, bestenfalls schick. Dann fiel ihr Blick auf das Saxophon, das lässig in seinem Ständer ruhte. Mae erkannte Methode hinter dieser Einrichtung und lächelte. Alles im Raum war modern, aber beliebig, bis auf das Instrument. Es sollte dem geneigten Besucher, vermutlich eher der Besucherin, in etwa mitteilen: "Ach übrigens.. Musiker!". Vermutlich gab es auf dieser Etage irgendwo ein elegantes Doppelbett und eine stylische Musikanlage, vermutlich sogar mit einem CD-Spieler.

"Nett", sagte sie und kletterte weiter. Caspar bewohnte den Dachboden, dem der Begriff "groß" nicht wirklich gerecht wurde. Es war eher ein Haus im Haus, wenn auch gewisse Anhaltspunkte dafür sprachen, dass man sich hier tatsächlich unterm Dach befand, die Hitze zum Beispiel. Irgendwo im Gebälk gurrten Tauben und in einer versteckten Ecke rumpelte Omas alte Waschmaschine dumpf vor sich. Von der Treppe aus erreichte man eine hölzerne Plattform, die in etwa anderthalb Meter über dem eigentlichen Dachboden lag. Eine schmale Stiege führte von dort aus zu einem Zwischenboden, Caspars Schlafbehausung. eine schmale Küchennische gab es dort oben ebenfalls und, wie sich heraustellte sogar eine Duschecke mit Waschbecken. Von der Plattform aus überblickte man das Atellier, das einer Mischung aus Abstellkammer und Abenteuerspielplatz glich. Natürlich gab es hier Leinwände, Farben und diverses Werkzeug, etwas anderes jedoch nahm deutlich mehr Raum ein. "Wow!", Mae schnappte nach Luft und lachte kurz auf. "Der ganze Platz hier... Das ist alles deins? Hier könnten zehn Künstler arbeiten! ...Was zum Geier ist denn das??" Caspar stieg vor ihr die kleine Treppe hinuter zum Wald. "Ähm.. es gehört ja nicht mir.. ich habe es nur... gemietet"

"Wieviel bezahlst du der alten Dame?", Mae war ihm mit offenem Mund gefolgt und stand nun zwischen zwei mannshohen, bunten Gebilden. "Was ist DAS?!?", fragte sie noch einmal. "Der Wald der Träume...", murmelte Caspar und improvisierte einen Huster. "Und ich bezahle 200DM im Monat.", er hoffte inständig, dass sie sich damit abfinden würde, aber er kannte sie besser. "200DM?? Im Monat? Das ist doch ein Witz! So viel bezahle ich schon an Nebenkosten für... Wald der was?"

"Der Träume.", Caspar gab`s auf. Mae hatte noch nicht annährend alle Objekte erfaßt, aber es mußten in etwa zwei dutzend sein. Sie bestanden im Großem und Ganzem aus gestapelten buntbemalten Möbelstücken, Stühlen zum Beispiel. Hier und dort ragten andere Gegenstände aus den Gebilden hervor, wie Äste. Nudelhölzer, kaputte Schirme, Golf- Hockey- und Tennisschläger, waren allesamt mehr mit Verzweiflung als mit handwerklichem Geschick an die hölzernen Grundelemente genagelt, oder auch mit Draht daran festgewickelt. Einzeln betrachtet wirkten die Objekte vielleicht stümperisch und ungeplant. Wanderte man jedoch durch sie hindurch und ließ den Blick ein wenig verschwimmen... "Das ist schweinegeil!", rief Mae begeistert. Sie griff Caspar bei den Schultern und begann aufgeregt vor ihm auf und abzuhüpfen. Caspar kannte Mae seit einer Ewigkeit und so hatte sie sich noch nie verhalten. Es war schlichtweg unangemessen! Er sah sich um, was sie wohl in derartige Aufregung versetzt haben könnte. Außer dem Schrott gab`s hier doch nichts. Mae hatte ihre Fassung wiedergewonnen und blickte hinauf zur schmalen Einganggstür. " Nur wie bekommen wir die Dinger hier raus?", sagte sie laut. "Was jetzt?", Caspar begriff. "Den Wald etwa? Das sind doch nur ein paar Ideen, an denen ich mich austobe, wenn mir sonst wirklich gar nichts einfällt! Ich sammel den Krams auf dem Sperrmüll und mal ihn bunt an! Und.."

"Der Wald wird uns eine ganze Weile über Wasser halten!", prophezeihte Mae, "Glaub mir!"

"Du bist der Boss Mae." , murmelte Caspar. Glück klang anders.

"Ich fahr jetzt zur Galerie und telefonier ein wenig rum, wir brauchen mehr Platz."

Ihr Blick fiel auf einen Stapel brutal zugerichteter Leinwände. "Was ist denn damit?", fragte sie. "Bloss Schrott. Ich habe ein wenig experimentiert.", antworte Caspar gequält.

"Mitnehmen!", befahl sie. "Nein warte! Ich fahre jezt vor und du kommst später mit dem Krempel hier nach." Sie schaute zum Dach. "Wir werden wohl einen Kran brauchen...Und es könnte wohl ein paar Tage dauern das Dach... Und zur Bank...Morgen...", Mae brachte Ordnung in Dinge, die nicht für Ordnung konzipiert waren. Sie war wirklich gut darin, nicht etwa, weil sie selbst zur Pedanterie neigte. Wie bei einem scheinbar übermächtigen Waldbrand legte sie ein Gegenfeuer, ein Gegenchaos, das alle kleineren Katastrophen und Probleme in die Knie zwang. Ließ sich ein Kunde mit der Bezahlung eines Kunstwerks deutlich zu viel Zeit, belieferte sie ihn so lange mit scheußlichen Skulpturen, bis seine Mitarbeiter/seine Frau/seine Kunden um Gnade bettelten. Mae war nie da, wo man sie suchte und einen festen Termin mit ihr zu vereinbaren glich dem Versuch ein Eichhörnchen für Algebra zu begeistern.* Sie verschmähte Handtaschen und hochhackige Schuhe, liebte Notizzettel und Weingummi und kombinierte diese Dinge oft zu klebrigen Gebilden in ihrer Jackentasche. "Und sie hat den schönsten Arsch der Welt...", dachte Caspar und genoss den Ausblick, als Mae die Plattform erklomm, die zum Treppenhaus führte. Dann war er wieder allein in seiner gewaltigen Höhle. "Willkommen ihr Tropfsteine und Fledermäuse!", dachte er mißmutig. "UgaUga! An die Arbeit! Schaffen wir... Kunst!"